Grußwort des Pfarrers/Leitungsteams

Diakon Günter Fichte

(September 2024)

Liebe Gemeinde,

die Tage werden wieder kürzer, das Licht der Sonne wird milder.
Die Sommer-Ferienzeit ist vorbei und das neue Schuljahr hat schon vor einer Weile begonnen. Das stürmische Wachstum der ersten Jahreshälfte ist beendet.
Mittsommer und Johannistag liegen weit hinter uns.
In der Natur hat die Zeit der Reife und der Ernte begonnen.
So bestimmt es die von Gott angelegte kosmische Ordnung.
Die verschiedenen Rhythmen prägen und ordnen unser Leben.
So gibt es zum Beispiel den Schlaf- Wachrhythmus, die Arbeitszeit, den Wochenrhythmus mit dem „Tag des Herrn“ und eben auch die Jahreszeiten.
Der ausgehende Sommer und der nahende Herbst zeigen uns auf, dass Wachstum endlich ist und nichts bleibt, wie es ist. Nach jüdisch-christlicher Auffassung sind die verschiedenen zeitlichen Phasen ein Geschenk Gottes. Überhaupt ist die Zeit ein Geschenk Gottes, der selbst in sich ruhend vollkommen zeitlos ist.

Von daher gibt es auch in unserem Leben Zeiten des Wachstums und Zeiten des Zurücknehmens und des Reifens. Für die Zeit der Reife brauchen wir Ruhe und eine auf Gott vertrauende Gelassenheit.
Aber haben wir dafür überhaupt ausreichend Spielraum? So können wir erleben, dass sich der Terminkalender nach dem Urlaub schnell wieder füllt.
Genau dazu habe ich von einem spannenden Vorschlag gehört, der in ein Gedankenexperiment mündet: Wie würde mein Kalender aussehen, wenn Gott ihn für mich füllen würde? Was würde er bei mir eintragen? Und noch viel interessanter: was würde er streichen? Wieviel Luft würde er darin lassen, damit ich erfüllt leben kann, dabei spontan bleibe und auch noch Zeit für ihn finde?

Vielleicht lässt sich mit den Antworten auf diese Fragen die notwendige Gelassenheit finden. Ge-lassen-heit: Dieses Wort enthält bereits das „Lassen“, das „Los-lassen“ und das „Geschehen lassen“.
Für diese „Lassen-Haltungen“ brauchen wir jedoch das rechte Maß, sonst ist es keine Gelassenheit, sondern Untätigkeit. Er braucht ein Gleichgewicht zwischen „Tun und Lassen“ und eine Einsicht in die Grenzen der eigenen Machbarkeit.

Auch das gehört zum Heranreifen dazu. Es gibt Abläufe, die lassen sich nicht durch ein noch so ausgeklügeltes Management erzwingen. Im Privaten wie in der Kirche, kann oftmals mehr echte Gelassenheit anstelle von Aktionismus hilfreich und entlastend sein.

Vielleicht nehmen wir uns ab und an die Zeit und schauen unsere Termin-Kalender und Planungen zusammen mit Gott durch. Was würde „Er“ eintragen und vor allem: was würde „Er“ streichen?

In diesem Sinne wünsche ich uns
eine gute zweite Jahreshälfte und eine gelassene „Reifezeit“!

Ihr
Günter Fichte, Diakon